Sonntagmorgen 6.30 Uhr, der Wecker klingelt. Wieso habe ich mir das angetan? Es ist Wahlsonntag. Um 7.30 Uhr muss ich im Wahllokal sein.

4 Wochen vorher:

Die Stadt Köln hatte dazu aufgerufen, sich als Wahlhelfer zu melden. 6500 werden benötigt, um die zahlreichen Wahllokale im Stadtgebiet zu besetzen. Noch haben sich aber nicht genügend Freiwillige gemeldet.

Wäre das vielleicht was für mich? frage ich mich. Was muss man dafür tun oder können? Ein Blick ins Internet beantwortet meine Fragen: ich erfülle die persönlichen Voraussetzungen und das Wahlamt bietet Schulungen an. Dort erfährt man wie der Wahltag abläuft und was die Aufgaben sind. Des Weiteren lese ich, dass man für die ehrenamtliche Tätigkeit ein Erfrischungsgeld in Höhe von 40 € oder 60 € bekommt.

Ich kann mich nicht sofort dazu entscheiden einen Sonntag auf  meine Freizeit zu verzichten und den Tag stattdessen in einem Wahllokal zu verbringen. Aber können wir uns nicht glücklich schätzen, in einem Land zu leben, in dem Wahlen für uns so selbstverständlich sind? Und ist es nicht vielleicht auch meine Bürgerpflicht einen Beitrag dazu zu leisten, so wie es zigtausende bei jeder Wahl machen? Schließlich ringe ich mich dazu durch und melde mich als Wahlhelferin. Man kann das ja mal ausprobieren....

Am Wahlsonntag komme ich morgens ins Wahllokal und treffe meine „Kollegen“. Wir packen die Koffer aus, bauen die Wahlkabinen auf und machen einen Plan, wer welche Schicht besetzt. Pünktlich um 8 Uhr öffnet der Vorsitzende unseres Wahlbezirks die Wahl und es dauert nicht lange bis die ersten Wählerinnen und Wähler kommen, um ihre Stimmen abzugeben. Die Stimmung in unserem Wahllokal ist sehr entspannt und locker, zwischendurch bleibt Zeit für nette und interessante Gespräche mit Menschen, denen ich sonst wahrscheinlich nie begegnet wäre. Unser Wahllokal ist in einer Grundschule untergebracht und wir sitzen in einem Klassenraum der ersten Klasse auf Stühlen und an Tischen, die für uns viel zu klein sind. Erinnerungen an die eigene Schulzeit kommen auf. Mittags werde ich abgelöst. Ich bin froh, dass ich noch ein bisschen Freizeit habe und mir die Beine vertreten kann.

Am Nachmittag komme ich ins Wahllokal zurück. Nachdem der Vorsitzenden um 18.00 Uhr die Wahl offiziell für beendet erklärt, beginnen wir mit dem Auszählen der Stimmen. Wir öffnen die Wahlurnen, kippen die Stimmzettel auf zusammengeschobene Tische und ordnen sie nach gewählten Parteien in der Erststimme. Nacheinander zählen wir die Stapel durch. Um sicher zu sein, dass die ermittelte Stimmenzahl stimmt, wird ein zweites Mal gezählt. Danach zählen wir die Zweitstimmen aus. Nach etwa einer dreiviertel Stunde sind wir fertig. Der Schriftführer überträgt die Ergebnisse in die dafür vorgesehenen Formulare und gibt sie telefonisch an das Wahlamt durch. Jetzt bekommen wir auch unser Erfrischungsgeld. Zum Schluss verpacken wir alle Unterlagen und Wahlscheine wieder in die Koffer, die der Schriftführer jetzt noch zum Bezirksrathaus bringen muss.

Für mich ist um etwa 19 Uhr der Wahlsonntag beendet. Ich fahre nach einem interessanten und kurzweiligen Tag nach Hause um mir die Wahlberichterstattung im Fernsehen anzuschauen.

Würde ich mich wieder als Wahlhelfer für eine Wahl melden? Ja! Nicht unbedingt bei jeder Wahl, aber sicherlich wieder mal.

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Am 25. Mai 2014 finden die Kommunalwahl, die Wahl zum Europäischen Parlament sowie die Integrationsratswahl statt.

Informationen zur ehrenamtlichen Tätigkeit als Wahlhelferin oder Wahlhelfer findet man auf der Internetseite der Stadt Köln www.stadt-koeln.de

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