Ein Anruf, und wir waren drin! Für ein feministisches Bollwerk - wie das Magazin Spiegel den Kölner Bayenturm jüngst dargestellt hatte – eine relativ geringe Hürde. Das hatten wir uns dann doch schwieriger vorgestellt. Durch den jüngsten Skandal um Alice Schwarzer ist der Bayenturm, auch Frauenmediaturm genannt, wieder einmal in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Erbaut wurde der Wehrturm im Kölner Rheinauhafen bereits im 12. Jahrhundert, im Zweiten Weltkrieg dann größtenteils zerstört und erst Anfang der 1990er Jahre wieder aufgebaut. Heute sitzen die Emma-Redaktion und das Feministische Archiv und Dokumentationszentrum in dem historischen Gemäuer am Rhein. Viele wissen das gar nicht, andere kritisieren die aktuelle Nutzung – positive Reaktionen gab es eher selten in letzter Zeit. Daher haben wir den Praxistest gemacht und festgestellt: Der historische Bayenturm, auf Betreiben von Alice Schwarzer seit 1994 Frauenmediaturm genannt, ist keine uneinnehmbare Festung, so wie in der Presse behauptet wurde. Sondern es ist wie im richtigen Leben: Wer sich ein wenig Mühe gibt, der kommt auch ans Ziel. Oder: wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.

Am Tor hängt ein Schild mit der Telefonnummer für Besucher, die sich anmelden wollen. Und obwohl wir ganz ohne Anmeldung vor der Tür standen, wurden wir von der freundlichen Dame am Empfang sofort hereingebeten. Wir stiegen also die Treppen hoch zum „einzigen Universalarchiv zur Frauenfrage in Deutschland“ - wie auch auf der eigenen Website noch einmal stolz betont wird. Oben angekommen erhielten wir dann sogar eine kleine Führung. Die Bibliothek im 4.Stock ist öffentlich, erklärte uns die Mitarbeiterin hier. Viele Studentinnen und Studenten (!) kämen für Recherchearbeiten her – beispielsweise von der nahegelegenen Fachhochschule. Und öffentliche Führungen gebe es auch regelmäßig. Der Vorwurf, die Öffentlichkeit auszuschließen, scheint also überzogen. Zugegeben: Ein bisschen befremdlich wirkt es schon, wenn man dann in der Werbebroschüre liest: „In Köln sagt man, wer den Turm hat, hat die Macht (…) Der Turm ist heute in Frauenhand.“ Dennoch lautet mein Fazit: Man(n) kann den Turm gefahrlos betreten – und wenn es auch ein wenig Mühe kostet, so entschädigt der wunderschöne Ausblick aus den Turmfenstern über Köln und den Rhein. Also Herrschaften – nichts wie hin!

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