Kommen Besucher nach Vogelsang, ist die Überraschung zunächst groß: Sämtliche Straßen tragen Vogelnamen, vom Silbermöwen- über den Reiher- bis zum Goldammerweg. Es gibt sogar einen Goldhähnchenweg, der erinnert mich aber eher an den Grillstand vorm REWE.

Um die Verwirrung komplett zu machen, sehen die Häuser oft ziemlich gleich aus. Lediglich kleine Fassaden-Liftings sorgen für eine individuellere Note. Heute erkennt man kaum noch, dass Vogelsang einst eine Armensiedlung war.

Hühnerställe vom Reißbrett

Industrialisierung, Flüchtlinge, Kriegsheimkehrer: Die Großstädte in Deutschland platzen aus allen Nähten. Wohnen in Baracken oder Blechhütten gehört um 1920 für viele Kölner zum Alltag. Weltwirtschaftskrise und die wachsende Arbeitslosigkeit tun ihr übriges.

Die Regierung handelt: Sie startet einen neuen Siedlungstyp: Die Stadtrand – oder Erwerbslosensiedlung.

So werden die Innenstädte entlastet, Langzeitarbeitslose finden eine neue Beschäftigung. In Eigenleistung errichten sie ganz einfache und preiswerte Bautypen, bestehend aus Schlacke, Sand und Zement.

Mit Kleintierhaltung und Gemüseanbau sollen die Siedler ihren Unterhalt selbst bestreiten. Die Frauen belegen entsprechende Kurse in Gartenpflege.

Heute dagegen gehen die meisten Bewohner wieder einer ganz normalen Beschäftigung nach. Nur die Gärten gibt es noch. Und natürlich die Vogelnamen.

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