„Derzeit befinden sich weltweit fast 45,2 Millionen Menschen auf der Flucht. 15,4 Millionen von ihnen gelten nach völkerrechtlicher Definition als Flüchtlinge. Vier von fünf Flüchtlingen (80 Prozent) leben in Entwick-lungsländern, da die meisten Flüchtlinge lediglich in ein angrenzendes Nachbarland fliehen. Den weit größeren Teil – 28,8 Millionen – bilden je-doch sogenannte Binnenvertriebene [...]. Sie fliehen innerhalb ihres eige-nen Landes, ohne dabei internationale Landesgrenzen zu überschreiten.‟ (UNO-Flüchtlingshilfe 2013)

Obwohl mit 127.023 Asylanträgen im Jahr 2013 (Erstanträge 109.580, Folgeanträge 17.443) nur ca. 0,3 Prozent des weltweiten Flüchtlings-stroms nach Deutschland strebt - die meisten Antragsteller kommen im Süden Europas an - werden, mit erhöhter Aufmerksamkeit auf die Flücht-lingsproblematik, Proteste gegen Asylbewerberheime und die Aufnahme weiterer Asylsuchender in Deutschland lauter. Gegner sind meist Anwoh-ner, die keine weiteren Flüchtlinge in ihre Gemeinde aufnehmen wollen. Befürworter engagieren sich gegen Fremdenfeindlichkeit und machen sich für Asylbewerber stark. Und auch die Medien konfrontieren uns momentan fast täglich mit Schlagzeilen wie „Massengrab Mittelmeer‟ oder „Wir locken die Menschen in den Tod‟.

Aber macht sich einer von uns überhaupt eine Vorstellung davon, was Menschen auf ihrer Flucht erleben und unter welchen Bedingungen Flücht-linge in deutschen Asylbewerberheimen leben müssen? Kann eine Flucht nach Deutschland die Chance auf ein besseres Leben bieten?

Der Weg in ein sicheres Land ist schwierig. Eine legale Einreise ist für Flüchtlinge kaum möglich, denn ein "Flüchtlingsvisum" gibt es nicht. So sind die Meisten darauf angewiesen, Schleuser dafür zu bezahlen, ihnen auf illegalem Weg über die Grenzen zu helfen. Obwohl sich alle EU-Staaten zum Schutz von Flüchtlingen verpflichtet haben (vgl. Genfer Flüchtlingskonvention, 1951), verstärkt die EU seit Jahren ganz gezielt ih-re Außengrenzen und deren Bewachung, um möglichst alle Menschen ab-zufangen und bei dem Versuch zu stoppen illegal einzureisen. Flüchtlinge, die es trotz Lebensgefahr und aller Widrigkeiten über die Grenze schaffen, haben nach europäischem Recht Anspruch auf ein Asylverfahren. Dieses ist in dem EU-Staat durchzuführen, indem der Flüchtling ankommt (vgl. Dublin II-Verordnung, 2003). Doch jeder, der Asyl beantragt, muss sich in ganz Europa auf eine lange Wartezeit einstellen. Obwohl das reine Asyl-verfahren durchschnittlich 3 Monate dauert, durchlaufen viele Flüchtlinge eine sehr viel langwierigere Prozedur. Trotz des im Juni 2013 verabschie-deten gemeinsamen Asylrechts für Europa, variieren die Standards für Asylbewerber stark in Abhängigkeit von lokalen Gegebenheiten.

Durch den Wunsch nach globalisierten Märkten auf der einen Seite und dem Bedürfnis nach Begrenzung kosmopolitischer Tendenzen, wie Migrati-on, auf der anderen, schaffen wir sowohl ökonomische als auch soziale Spannungen, deren Konsequenzen zu tragen sich niemand verpflichtet fühlt. Wir sind uns wohl alle einig darüber, dass es eine moralische Pflicht ist, Menschen zu helfen, die Schutz bedürfen. Doch bei der Frage, in wie weit es die Verpflichtung jedes Einzelnen, des Staates, oder sogar Europas ist, sich um Flüchtlinge zu kümmern, gehen die Meinungen stark ausei-nander.

Dank der erhöhten Aufmerksamkeit für humanitäre Notlagen, durch die breite Berichterstattung der Medien, möchte ich glauben, dass der Blick für die gesamte Welt geschärft wird und, dass Flüchtlinge in Deutschland die Chance auf ein neues Leben bekommen.

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