Jedes Jahr findet in Indien ein großes Fest statt. Die Menschen begrüßen den Frühling auf ganz besondere Art und Weise. Am letzten Vollmondtag des Monats Phalguna, in Deutschland zwischen Ende Februar und Ende März, beginnt ein Frühlingsfest, das zwischen zwei und zehn Tage lang dauern kann. 2014 fiel dieser Termin auf den 17. März. Holi, das Fest der Farben, ist eines der ältesten und farbenprächtigsten Feste im Hinduismus und läutet den Wechsel von Winter zu Frühling ein.

Der Hinduismus ist die vorherrschende Religion in Indien und hat seinen Ursprung in den Vorstellungen der frühen Arier, die das Gebiet vor mehr als 4.000 Jahren besiedelten. Er ist jedoch mehr als eine Religion, auch eine Philosophie und eine Lebensart. Der Hinduismus geht nicht, wie beispielsweise das Christentum oder der Islam, auf die Lehre eines Propheten oder einer heiligen Schrift zurück. Er lehrt die Unsterblichkeit der menschlichen Seele und drei Hauptwege zur letzten Vereinigung der Seele des Einzelnen mit dem alles durchdringenden Geist.

Die religiöse Bedeutung des Holi-Fests (auch genannt Holaka, Phagwa, Dhulheti, Dhulandi oder Dhulendi) ist je nach hinduistischer Strömung unterschiedlich. Ursprünglich war es ein Ernte- und Fruchtbarkeitsfest. Heutzutage existieren jedoch mehrere Geschichten, die als Hintergrund des Festes gelten.

Das Fest der Farben beginnt mit dem Entzünden von Freudenfeuern am Abend vor dem ersten Feiertag, in dem symbolisch eine Strohfigur der Holika verbrannt wird. Diese rituelle und symbolische Verbrennung geht auf eine Erzählung zurück, in der es um einen Streit um die „richtige" Religion geht. Dieser Streit soll zwischen dem Prinzen Prahlada und dessen Vater Hiranyakashipu ausgetragen worden sein. Prahlada verehrte den Gott Vishnu, während sein Vater, der König, einen Dämonenglauben praktizierte. Der Streit konnte nicht beigelegt werden und schließlich sollte mit Hilfe des Feuers entschieden werden, welche Religionsausübung die richtige sei. Prahlada musste im Wettkampf mit der Dämonin Holika einen Scheiterhaufen besteigen. Zunächst sah es so aus, als würde Holika diesen Kampf zu Gunsten des Königs gewinnen, da sie durch einen dämonischen Zauber vor dem Feuer geschützt war. Jedoch kam der Gott Vishnu dem Prinzen Prahlada wegen seiner unerschütterlichen Ergebenheit und Treue zur Hilfe und Holika verbrannte letztendlich im Feuer.

An den folgenden Tagen bewerfen sich vor allem befreundete Menschen gegenseitig mit buntem Farbpulver, in Gedenke an die unsterbliche Liebe zwischen den Göttern Krishna und Radha. Der junge dunkelhäutige Krishna war eifersüchtig auf den hellen Teint seiner geliebten Radha. Eines Tages riet ihm seine Mutter Yashoda, Radhas Gesicht mit Farbe zu bemalen. So könne er ihren Teint in jede Farbe ändern, die ihm gefiel. Krishna tat, was seine Mutter ihm geraten hatte. Bis heute nutzen also auch Paare die Möglichkeit, sich während des Holi-Fests anzumalen, um ihrer Liebe zueinander so Ausdruck zu verleihen.

Auch die indischen Tempel sind für das Holi-Fest prachtvoll dekoriert. Häufig findet man ein Abbild von Radha, das von den Gläubigen während der Festtage besungen und angebetet wird.

In Südindien feiert man zur selben Zeit auch das Kamadahan-Fest. Dessen Hintergrund ist mehr erotischer Natur und damit näher an dem ursprünglichen Fruchtbarkeitsfest. Kama, der Gott der Liebe, soll einst versucht haben, Shiva in seiner Meditation zu stören. Das machte Shiva so zornig, dass er Kama mit seinem dritten Auge zu Asche verbrannte. Kamas Frau Ratri flehte Shiva an, ihr den geliebten Gatten zurückzugeben. Der besänftigte Shiva gab Kama das Leben zurück und seitdem ist dieser Tag dem Gott der Liebe geweiht.

Heutzutage feiern die meisten Hindus schlicht den Sieg des Guten über das Böse, ohne starken Bezug zum religiösen Hintergrund. Alte Streitigkeiten sollen begraben und bestehende Freundschaften oder Beziehungen gefestigt werden. So gehört es zu den rituellen Gepflogenheiten sich am ersten Tag des Holi-Fests mit seinen Freunden und Verwandten zu treffen und sich gegenseitig mit Pulver oder Wasser einzufärben. Büros und Geschäfte bleiben während der Festlichkeiten oft geschlossen.

In Europa wird das traditionelle, religiöse Fest des Hinduismus seit ca. 2012 stark kommerzialisiert. Vorwiegend junge Leute treffen sich auf großen Geländen um, ohne religiösen Hintergrund, eine ausgelassene bunte Party zu feiern. Das Holi-Pulver ist als kleine Tüten, gefüllt mit bunten Maismehlfarben erhältlich. Zu einem Preis von ca. zwei Euro pro Stück können diese auf den Festivals oder im Internet erworben werden. Bei den indischen Gemeinden in Deutschland stößt die große Begeisterung für das Holi-Fest auf Kritik. Die Vermarktung der religiösen indischen Tradition wird von den Mitgliedern mit Argwohn betrachtet, da so ein einseitiges Bild von Indien vermittelt würde.

Weitere Informationen unter www.indienaktuell.de.

Quelle: www.indien-reise.com/german/images/Holi.jpg

 

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