Mediapark Köln Schrägansicht mit Blick auf die Häuser 6 bis 8

Ein neues Stadtquartier für Wohnen, Arbeiten und Freizeit sollte der Mediapark werden. Angekommen im Herzen der Kölnerinnen und Kölner ist er bis heute nicht

Samstagmittag, auf dem weiten Rund des Mediaparks verlieren sich nur wenige Menschen. Eine Familie mit Hund. Ronni kann sich hier austoben, es ist viel Platz zum Auslaufen. Ronnis Herrchen wohnt gleich nebenan, es habe sich so ergeben, die Wohnung ist okay und es ist nicht weit zur Arbeit. Viel Begeisterung spricht da nicht raus. Eine Frau mit Kind kommt vorbei. „Wir wollen ins Kino“. Nein, hier wohnen kann sie sich nicht vorstellen. „Hier ist doch nichts für Kinder“. Dabei gibt es einen großen Spielplatz, eine Kindertagesstätte, alles direkt in der Nähe.

Warum so ungeliebt? Auf dem ehemaligen Bahngelände zwischen Ebertplatz und Friesenplatz gleich hinter den Ringen sollte ein modernes Stadtquartier entstehen, mit Parkanlagen, Gastronomie und Büros, Medienunternehmen sollten hier gebündelt werden Anfang der 80er Jahre. Dazu Wohnungen und ein großes Multiplex-Kino. Der „Cinedom“ ist vermutlich auch das beliebteste Gebäude auf dem Gelände. Von hier aus hat man aus dem obersten Stock einen guten Blick auf das weite Rund, sternförmig angelegte Wege rund um den Platz, konzipiert nach dem  Vorbild des Place de l’Etoile in Paris. Aber während dieser Platz am Triumpfbogen zu den quirligsten Stellen in Paris zählt, macht der Mediapark fast immer einen verlassenen Eindruck.

Ein Grund könnte fehlender Handel sein, ein großes Lebensmittelgeschäft, ein sogenannter Vollversorger, und Fachgeschäfte. Ein bekannter Elektronik-Riese ist ja nicht weit, da ist am Samstag jede Menge Volk auf den Straßen drum herum unterwegs. Wenige hundert Meter weiter ist es fast menschenleer.

Im Self-Service-Restaurant gleich neben dem „Cinedom“ herrscht dagegen Hochbetrieb. Maria an der Kasse erklärt geduldig das Prinzip dieses Restaurants. Sie arbeitet seit einer Woche hier. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. An den Kochstellen arbeiten neun Köchinnen und Köche gleichzeitig, das Essen wird vor den Augen der Gäste zubereitet, die vor den Tresen in Schlangen anstehen. Gian Paolo arbeitet seit vier Monaten hier. Die Hände wissen anscheinend automatisch, was sie tun müssen. Die Arbeit läuft flüssig und gleichmäßig, aber es ist anstrengend. Trotzdem ist Gian Paolo sehr freundlich und erklärt geduldig, was er da macht.

Arbeiten – ja. Viele Menschen arbeiten hier, 5000 Menschen in 250 Unternehmen – ein bunter Branchenmix aus Medien, IT, Kultur, Bildung, Medizin, Forschung, Gastronomie, Handel und Wirtschaft. In der Mittagspause gehen sie auch gerne raus. Bei schönem Wetter spazieren Leute durch den Park, um den Weiher in der Mitte, setzen sich auf die Steinmauern, trinken Kaffee oder gehen in den Lokalen essen. Bleiben wollen sie aber auch nicht. In der kalten Jahreszeit und bei schlechtem Wetter ist der große Platz wie leergefegt.  In der Adventzeit wird hier ein Weihnachtsmarkt aufgebaut, ein Alpendorf, dann kommt kurzfristig wieder Leben auf und Menschen bevölkern den Platz, spielen Eisstockschießen oder genießen den Glühwein an den Buden. Und fahren dann wieder nach Hause, in ihre Veedel, nach Ehrenfeld, Zollstock, Porz oder Mülheim, oder wo auch immer man in Köln gerne zu Hause ist.

www.mediapark-koeln.de

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