Beim Stichwort Barrierefreiheit denken die meisten sofort an Rollstuhlrampen oder Aufzüge für Behinderte. Doch nicht nur Architektur, sondern auch Sprache kann für viele Menschen ein Hindernis darstellen – und das aus den verschiedensten Gründen. In Deutschland leben viele Menschen, die im Alltag Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben. Sei es, weil sie aus einem anderen Land kommen und Deutsch nie als Muttersprache gelernt haben, oder auch wegen einer körperlichen und geistigen Behinderung. Für sie sind manche Informationen nur sehr schwer verständlich. Aber auch für die meisten anderen sind schwere Texte, beispielsweise amtliche oder juristische Unterlagen, oft nur mit Mühe zu begreifen. Um Informationen einem möglichst großen Nutzerkreis zugänglich zu machen, wurde Leichte Sprache mit dem Behindertengleichstellungsgesetz 2002 gesetzlich verpflichtend – allerdings vorerst nur für Ämter und öffentliche Institutionen. Obwohl heute nur 0,8 Prozent aller deutschen Websites den Anforderungen entsprechen, hofft man langfristig immer noch, dass die freie Wirtschaft schließlich von selbst mitziehen wird.

Die Regeln zur Leichten Sprache erscheinen dem ein oder anderen vielleicht auch überzogen. Kurze Sätze und der Verzicht auf Fremd- und Fachbegriffe sind dort gefordert, aber auch dem Genitiv geht es bei der Vereinfachung an den Kragen. Manche Kritiker sehen gar die deutsche Sprache bedroht, und es steht außer Frage, dass es eine schwere Gratwanderung für den Übersetzer ist zwischen leichter und schlechter Sprache.

Als die Stadt Köln – neben Berlin und Bremen Vorreiter im Bereich barrierefreie Inhalte im Internet – die Leichte Sprache einführte, waren die Reaktionen der Öffentlichkeit jedoch überwiegend positiv. Sogar in der Zeit wurde das „Deutsch light“ jüngst in einem ganzseitigen Beitrag gelobt. Und das, wo doch gerade die Redakteure des renommierten Blattes sehr an schöner Sprache interessiert sind. Tatsächlich geht es bei der Übertragen in Leichte Sprache hauptsächlich um praktische, keine lyrischen Texte – um Fragen wie: Wie beantrage ich einen Personalausweis? Wann muss ich Hundesteuer bezahlen? Wo stelle ich den Antrag auf Sozialhilfe? Informationen, die für alle Menschen in unserer Gesellschaft gleichermaßen wichtig sind. Alle Menschen haben das Recht, teilzuhaben an diesen Inhalten ohne an Beamtendeutsch und Fachchinesisch zu verzweifeln. Von der Forderung nach Leichter Sprache profitieren am Ende also alle.

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